
Seit den 60er Jahren macht die Schnellknipskiste unter dem Namen "Polaroid“ Karriere. Andy Warhol soll angeblich nie ohne seine Polaroid unterwegs gewesen sein. Ansel Adams, Sibylle Bergemann oder Helmut Newton: Sie alle schätzen die besondere Ästhetik des Sofortbildes. So wächst Polaroid zu dem heran, was Apple heute ist – eine Kultmarke ... zumindest bis die Digitalfotografie, als neue Revolution, den Untergang des Sofortbildes einläutet. Zwar hält sich die analoge Fotografie weiterhin hartnäckig, sie wird jedoch zur Nischenkultur. Und nachdem die amerikanische Firma Polaroid die Produktion der Filme 2008 einstellt, neigt sich die Ära des Sofortbildes endgültig dem Ende zu. Doch zur großen Erleichterung aller Nostalgiker und Hobbyknipser kauft der Wiener Unternehmer Florian Kaps noch im selben Jahr die alte Polaroid-Fabrik in Holland auf und produziert neue Sofortbildfilme.
Seit einiger Zeit lässt sich nun also das Comeback des Sofortbildes beobachten: Instagram kopiert den Polaroid-Look und Retro-Apps überfluten die digitale Welt. Die verblichene Farbigkeit und der typische weiße Rahmen sind wieder voll im Trend: #vintageisbetter. Eine Prise Nostalgie, vermischt mit dem Wunsch nach Authentizität, der durch die digitalen Polaroidfilter doch wieder zum Fake wird, und fertig sind die Polaroids 2.0.
Eine paradoxe Entwicklung im digitalen Zeitalter – und doch eigentlich gar nicht so verwunderlich; denn wer die Einmaligkeit der Kunst schätzt, dem fehlt sie in der unendlichen Reproduzierbarkeit digitaler Fotos. Dem Polaroid hingegen fehlt sein Negativ und somit die Möglichkeit zur Vervielfältigung. Als Unikat gilt es gerade in einer Gesellschaft, die nur so nach Individualismus lechzt, als zufällig, unperfekt und einzigartig. So erlebt das Sofortbild auch bei der neuen Fotografen- und Künstlergeneration, inmitten des Digitalzeitalters, eine Renaissance: In Museen und Galerien ist es wieder da, das Polaroid. Vorbei sind die Zeiten, in denen Fotografien gemäldehaft inszeniert wurden, um bloß kein Abbild der Wirklichkeit zu sein. Heute gilt das Interesse dem Nicht-Kunstvollen und der Schnappschussästhetik.
Polaroidfotografien zeitgenössischer Künstler wie der Fotografin Ellen von Unwerth, dem Musiker Jack White oder der Künstlerin Maripol sind in der Fotogalerie vom Project 8, einer Sofortbild-Tauschaktion von Impossible, zu bestaunen. Künstler wie Cathleen Naundorf lichten Haute Couture auf Sofortbildern im Großbildformat ab oder erzählen die Geschichten ihrer Lieblingsmusiker, wie Elisabeth Ouni im Rahmen ihres Projekts A Polaroid Story. Und für alle, die dem Analogen hinterherträumen, hat Stefanie Schneider die ersten Filme auf Basis von abgelaufenen Polaroids mit charmant verzerrten Farbeffekten und kleinen Fehlstellen realisiert. Motel-Signs aus den Fünfzigern, nackte Mädchen mit orangenen Perücken und verlassene Tankstellen, wie man sie aus den Road-Movies kennt – seltsam surreal wirken die unter dem azurblauen Himmel der kalifornischen Wüste entstandenen Arbeiten von Stefanie Schneider; darunter The Girl behind the White Picket Fence oder Heather’s Dream:

Um ihre Oberfläche zu bearbeiten, wirft die Künstlerin ihre Fotografien in den Sand und bricht, allein schon mit der Wahl eines vergänglichen und verblassenden Mediums, mit den Konventionen des Handwerks. Am Polaroid schätzt die Künstlerin die geringe Distanz zwischen Fotograf und Fotografiertem und den Prozess der Bildentstehung, der Magie des Moments.
Es ist das Back-to-the-roots, die Rückkehr zum Physischem, zum Handwerklichen, was die Künstler an der Sofortbildfotografie so reizt. Lässt sich diese Gegenbewegung zum Digitalen, nach Trends wie dem Slow Travel, Slow Food oder Slow Fashion, als Slow Photography in die Reihe eingliedern? Also "Slow Art" zu Big-Data-Zeiten in einer hochbeschleunigten Nanosekunden-Kultur? Es bleibt spannend, ob Analog das neue Bio ist und was der vielleicht sogar schon post-digitale Trend noch alles hervorbringen wird.
Die Polaroid-Fotografie boomt jedenfalls, egal ob als künstlerische Ambition oder Hipster-Attitude. Denn in einer glatten, schöngefärbten und gephotoshoppten Welt stillt sie unseren Hunger nach Wirklichkeit und Authentizität, nach dem Unverfälschten und Echten, nach dem "Ich war hier" und dem "Es ist so gewesen", wie Philosoph Roland Barthes sagen würde. Und fest steht: Selten sind Ewigkeit und Augenblick so eng miteinander verwoben wie im Sofortbild, das versucht einzufangen, was nicht einzufangen ist – den schönen Augenblick, der nicht verweilen mag.
Eine paradoxe Entwicklung im digitalen Zeitalter – und doch eigentlich gar nicht so verwunderlich; denn wer die Einmaligkeit der Kunst schätzt, dem fehlt sie in der unendlichen Reproduzierbarkeit digitaler Fotos. Dem Polaroid hingegen fehlt sein Negativ und somit die Möglichkeit zur Vervielfältigung. Als Unikat gilt es gerade in einer Gesellschaft, die nur so nach Individualismus lechzt, als zufällig, unperfekt und einzigartig. So erlebt das Sofortbild auch bei der neuen Fotografen- und Künstlergeneration, inmitten des Digitalzeitalters, eine Renaissance: In Museen und Galerien ist es wieder da, das Polaroid. Vorbei sind die Zeiten, in denen Fotografien gemäldehaft inszeniert wurden, um bloß kein Abbild der Wirklichkeit zu sein. Heute gilt das Interesse dem Nicht-Kunstvollen und der Schnappschussästhetik.
Polaroidfotografien zeitgenössischer Künstler wie der Fotografin Ellen von Unwerth, dem Musiker Jack White oder der Künstlerin Maripol sind in der Fotogalerie vom Project 8, einer Sofortbild-Tauschaktion von Impossible, zu bestaunen. Künstler wie Cathleen Naundorf lichten Haute Couture auf Sofortbildern im Großbildformat ab oder erzählen die Geschichten ihrer Lieblingsmusiker, wie Elisabeth Ouni im Rahmen ihres Projekts A Polaroid Story. Und für alle, die dem Analogen hinterherträumen, hat Stefanie Schneider die ersten Filme auf Basis von abgelaufenen Polaroids mit charmant verzerrten Farbeffekten und kleinen Fehlstellen realisiert. Motel-Signs aus den Fünfzigern, nackte Mädchen mit orangenen Perücken und verlassene Tankstellen, wie man sie aus den Road-Movies kennt – seltsam surreal wirken die unter dem azurblauen Himmel der kalifornischen Wüste entstandenen Arbeiten von Stefanie Schneider; darunter The Girl behind the White Picket Fence oder Heather’s Dream:

Um ihre Oberfläche zu bearbeiten, wirft die Künstlerin ihre Fotografien in den Sand und bricht, allein schon mit der Wahl eines vergänglichen und verblassenden Mediums, mit den Konventionen des Handwerks. Am Polaroid schätzt die Künstlerin die geringe Distanz zwischen Fotograf und Fotografiertem und den Prozess der Bildentstehung, der Magie des Moments.
Es ist das Back-to-the-roots, die Rückkehr zum Physischem, zum Handwerklichen, was die Künstler an der Sofortbildfotografie so reizt. Lässt sich diese Gegenbewegung zum Digitalen, nach Trends wie dem Slow Travel, Slow Food oder Slow Fashion, als Slow Photography in die Reihe eingliedern? Also "Slow Art" zu Big-Data-Zeiten in einer hochbeschleunigten Nanosekunden-Kultur? Es bleibt spannend, ob Analog das neue Bio ist und was der vielleicht sogar schon post-digitale Trend noch alles hervorbringen wird.
Die Polaroid-Fotografie boomt jedenfalls, egal ob als künstlerische Ambition oder Hipster-Attitude. Denn in einer glatten, schöngefärbten und gephotoshoppten Welt stillt sie unseren Hunger nach Wirklichkeit und Authentizität, nach dem Unverfälschten und Echten, nach dem "Ich war hier" und dem "Es ist so gewesen", wie Philosoph Roland Barthes sagen würde. Und fest steht: Selten sind Ewigkeit und Augenblick so eng miteinander verwoben wie im Sofortbild, das versucht einzufangen, was nicht einzufangen ist – den schönen Augenblick, der nicht verweilen mag.